Zum zweiten Mal in Folge musste die 1. Herrenmannschaft des TTV Dresden 2007 e.V., um den Klassenerhalt in der Landesliga zu sichern, in die Relegation. Dieser Relegationsspieltag, der 07.05.2023, sollte in die Geschichtsbücher des STTV-Tischtennis eingehen. Doch fangen wir ganz von vorne an.
Durch die Absage des SV Kubschütz (Tabellenzweiter der 1. Bezirksliga des Bezirksverbandes Ostsachsen) war im Vorhinein klar: Der letzte verbleibende Platz der Landesliga Sachsen für die kommende Saison wird mit einem Punktspiel zwischen dem TTV Dresden 2007 und der vierten Mannschaft des SV Dresden-Mitte ausgespielt. Der TTV ging in gewohnter Aufstellung an die Tische. Einzige Veränderung unsere formstarke Nachwuchshoffnung Jakub Breitkopf, der Ralf Lindner ersetzte. Alle motiviert bis in die Haarspitzen begann der Spieltag pünktlich 10:00 Uhr.
Unser derzeit sicheres Doppel Tim Roßmann und Robert Uhlemann, heute als Doppel 1 gefordert, zeigte von Beginn eine sehr konzentrierte Leistung und konnte sich mit 3:1 gegen Sportfreund Stephan Richter und Andrea Püschel durchsetzen. Anders lief es parallel für unser Doppel 2. Edwin Anton und Jakub Breitkopf mussten sich trotz ansprechender Leistung gegen die eingespielte rechts-links Kombi in 4 Sätzen geschlagen geben. Unser Doppel 3, welches ebenfalls neu aufgestellt wurde und heute Jens Hetze und Raphael Beck hieß, kämpften um jeden Ball, ließen Ihre Vorhand-Topspins krachen und siegten klar mit 3:0. Zwischenstand 2:1 für den Gastgeber, den TTV Dresden 2007.
Schon im Doppel bahnte sich an, dass Jens einen guten Tag erwischte. Und so zeigte er auch im ersten Einzel eine konzentrierte, mutige Leistung. Direkte Topspins auf die gefährlichen Aufschläge von Erik Noack waren der Schlüssel zum Erfolg. Anders lief es bei Edwin. Nach 3 Sätzen musste er Sportfreund Jan Himmelsbach zum Sieg gratulieren. Ähnlich ging es im Anschluss bei Robert weiter. Andrea Püschel (mit Erfahrung aus der 3. Bundesliga Damen!), hatte auf alle Schläge von Taktikfuchs Robert eine Antwort. Ob mit viel Spin oder Schüsse mit hoher Geschwindigkeit: Robert fand nicht in sein gewohntes sicheres Spiel und verlor mit 0:3. Auch Tim hatte im ersten Satz gegen „Snaker“ Stephan Richter Startschwierigkeiten. Der Dieselmotor lief jedoch ab dem zweiten Satz warm und die Balance zwischen Blocken und eigenem Angriff wurde gefunden. 3:1 Sieg. Im unteren Paarkreuz zeigte Raphael eine super Leistung gegen einen gut aufspielenden „Tim“ (Spitzname von Syuan-Ku Hsiao). In einem spannenden Krimi mit zahlreichen Topspin-Rallies konnte Rapha nach 5 Sätzen jubeln und als Sieger vom Tisch gehen. Eine Lehrstunde des Noppenspiels bekam unser Jakub gegen Wolfgang Umbescheidt. Ein Penholderspieler mit kurzer Noppe auf der Vorhand. Ein Phänomen, welcher rechts und links seine Schüsse versenkte. Zwischenstand nach der ersten Einzelrunde somit 5:4.
Schon jetzt wurden nebenbei die Sätze nachgezählt mit dem Hintergrund, dass diese bei einem Endstand von 8:8 über Sieg oder Niederlage entscheiden könnten. „So weit wird es nicht kommen“ sagten viele. Naja, abwarten und Hopfenblütentee trinken …
Furios startete die zweite Einzelrunde: Edwin mit einer erneuten Niederlage gegen den starken Erik Noack. Nach spannenden fünf Sätzen siegte der Gast aus Dresden Mitte. Gleiches Spiel an Tisch zwei: Wahnsinns Ballwechsel von beiden Spielern. Ob platziertes Blockspiel oder krachende Vorhände. Himmelsbach und Jens lieferten sich ein Fight auf Augenhöhe, welcher letztendlich knapp für Himmelsbach ausfiel. Tim heute gut in Form, kam gegen Andrea Püschel direkt super in sein Spiel. Nach 2:0 Satzführung und 4:9 Rückstand konnte dieser Satz noch gedreht und somit ein klarer 3:0 Sieg eingetütet werden. Achtung: Bitte auch die Sätze im Hinterkopf mitrechnen ;-). Robert parallel mit einer sehr konzentrierten Leistung gegen „Snaker“ Richter. Seine Mischung aus Block und Angriffstischtennis fand von Satz zu Satz eine höhere Sicherheit und schlussendlich musste sich Richter mit 3:1 geschlagen geben.
Auch Raphael fand gegen das ungewöhnliche Spiel von Umbescheidt keine Antwort. Nach 4 Sätzen mit tollen Bällen auf beiden Seiten hieß der Sieger Umbescheidt. Zwischenstand 7:7, Sätze 26:26! Was ein Krimi, mehr Spannung geht nicht! Rund 40 Zuschauer in der Sporthalle schauten also gespannt auf das letzte Einzel des Tages. Nachwuchstalent Jakub zeigte seine wahrscheinlich bis jetzt beste Leistung im Trikot des TTV und konnte seinen Gegner mit 3:1 besiegen. Wahnsinns Stimmung in der Halle. In diesem jungem Alter so einen Druck stand zu halten: Hut ab! Zwischenstand: 8:7, 29:27 Sätze.
Somit ging es über die volle Distanz und das Abschlussdoppel (Tim und Robert) musste gespielt werden. Aufgrund des Satzverhältnis war klar: 2 Sätze bedeuten den Klassenerhalt und ein weiteres Jahr Landesliga. Die beiden legten los wie die Feuerwehr und gewannen den ersten Satz mit 11:6. Das Ziel zum Greifen nah. In den nächsten Sätzen zahlreiche Satzbälle. Doch es musste kommen wie es kommen musste: Die Gegner um Erik Noack und Jan Himmelsbach wurden im vierten Satz immer sicherer und holten schließlich den 3:1 Sieg. 8:8 Unentschieden. Es war auch klar: Sätze 30:30, die gespielten Bälle mussten entscheiden.
Sofort wurde aufgeregt mit Zettel und Stift los gerechnet. Parallel wurde das Punktspiel bei TischtennisLive eingetippt. Nach rund 15 minütiger Eingabe wurde die Seite aktualisiert. Dann das Unfassbare: Bälle 571:571! Jeder Griff sich an den Kopf und konnte es nicht glauben. Die Telefonleitungen liefen heiß und das weitere Vorgehen wurde mit den Verantwortlichen des STTV abgestimmt. Nach weiterer rund 30 minütiger Diskussion stand fest: Ein Münzwurf soll die Entscheidung bringen. Unser Geburtstagskind und Oberschiedsrichter des Punktspiels Robert sollte diese undankbare Aufgabe übernehmen. Der Rest der Mannschaft stimmte sich ab, ob Kopf oder Zahl. Natürlich logisch, dass auch diese Wahl äußerst knapp ausfiel. Schlussendlich entschied sich der TTV mannschaftsintern mit 3:2 für Kopf. Also ging Robert in die Mitte der Halle, warf die Münze mit aller Kraft bis unter die Hallendecke und wartete gespannt, bis die Münze liegen blieb. Ein lautes Kooooopf hallte durch die Halle und der Jubel fand keine Grenzen. Somit ein weiteres Jahr Landesliga mit Spitzensport beim TTV und ein Relegationsspiel, welches man noch seinen Enkelkindern erzählen wird. Sport frei!
Hier geht’s zum Spielprotokoll.
UPDATE: Tischtennis-Deutschland hat dazu auch einen Beitrag bei Instagram gepostet. Dieser ist hier zu finden.
UPDATE: Das Spiel wurde im Nachhinein aufgrund einer unzureichenden Spielberechtigung des Sportfreundes Hsiao „Tim“ auf ein 15:0 umgewertet. Auch wenn es nun offiziell anders heißt, die Situation wird von allen Beteiligten nie wieder vergessen.